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Jahrbuch der DKB STIFTUNG

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Alte Steine, frischer

Alte Steine, frischer Wind Jan Bejšovec vom Museum Schloss & Gut Liebenberg über neu sortierte Ausstellungsräume und Lieblingsexponate Sie haben die besuchsarme Corona-Zeit genutzt, um das Museum neu zu ordnen. Was erwartet die Gäste im Inspektorenhaus, in dem die Ausstellungsräume untergebracht sind? Wir haben viele tolle Ausstellungsstücke in Liebenberg, die es wert sind, ausgestellt zu werden. Im letzten Jahr habe ich die Ausstellungsräume neu sortiert. Jetzt gibt es im Inspektorenhaus drei neugestaltete Räume, einen zur Jagd – das hat historisch schon immer eine wichtige Rolle hier gespielt –, einen Raum zum Nationalsozialismus und einen zur DDR-Geschichte. Es ist uns wichtig, dass wir die Objekte nicht nur ausstellen, sondern sie auch im Kontext der Geschichte WAS IST EIN LAPIDARIUM? Ein Lapidarium ist ein Schaudepot für steinerne Artefakte. Auf Schloss & Gut Liebenberg existiert ein großer Bestand an steinernen Artefakten. Die meisten wurden in der wilhelminischen Blütezeit Liebenbergs an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aus repräsentativen Gründen in Auftrag gegeben und wurden als Bauschmuck eingefügt oder im Gelände aufgestellt. Das neue Lapidarium zeigt einige der ältesten und wertvollsten Artefakte. betrachten, denn erst dann werden sie erlebbar. Außerdem haben wir mit dem Lapidarium ein Schaudepot eingerichtet, in dem wir viele steinerne Artefakte zeigen, wie kaputte Ziervasen, die einmal im Park standen, alte Grabsteine oder andere Steindenkmäler. Diese Objekte sind oft zu groß für die eigentliche Ausstellung, brauchen aber Schutz vor Witterung und sollen gleichzeitig für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Viele davon präsentieren wir zum ersten Mal. Wie werden die Neuerungen von den Liebenberger*innen und den auswärtigen Gästen angenommen? Der Umbau ist sehr gut angekommen, gerade auch bei den Einheimischen. Die konnten endlich mal neue Aspekte aus der Historie des Guts sehen. Und so mancher der Älteren, die früher auf dem Gut gearbeitet haben, hat Exponate wiedererkannt, die damals noch in Gebrauch waren. Insgesamt hatten wir etwa 500 Gäste über das Jahr verteilt, das ist eine ganz ordentliche Zahl nach den durch Corona verursachten Einbrüchen und für unsere Größe und Lage. Haben Sie ein Lieblingsexponat? Ich finde die neue Präsentation des Hirschtors sehr eindrucksvoll: Bisher hatten wir immer nur eine Hirschskulptur vom ehemaligen Hirschtor, das am westlichen Zugang des Schlossparks steht, in der Ausstellung gezeigt. Jetzt stehen sich wieder beide Skulpturen gegenüber. Das gibt gleich ein viel authentischeres Gefühl beim Betrachten. Sehr gefreut habe ich mich auch über einen Zufallsfund: In einem unserer zahlreichen Depots standen mehrere Transportkäfige voller Bruchsteine. Die habe ich ausgepackt und so einiges darin gefunden. Zum Beispiel die Widmungsinschrift von Kaiser Wilhelm II. für eine Bronzebüste, die er dem damaligen Gutsherrn Philipp zu Eulenburg bei einem seiner Besuche geschenkt hat. Die Büste ist schon lange verschollen, aber die Inschrift können wir jetzt im Lapidarium präsentieren. Machen Sie die ganze Arbeit allein? Auf dem Papier bin ich eigentlich ein Einmannbetrieb. Ich kuratiere und organisiere alles rund ums Museum und betreue das historische Archiv und die in den Depots untergebrachten Sammlungsteile. Aber ich habe vier engagierte Fachkräfte, die Führungen anbieten. Und auch unser Handwerkerhof ist eingebunden, die Kollegen dort helfen tatkräftig bei allem, was rund um Transport und Aufbau anfällt. Das ist ein tolles Zusammenwirken der verschiedenen Stiftungsbereiche. HISTORISCHER SPAZIERGANG Alle Gäste, die nach Liebenberg kommen, können sich bei einem Rundgang über die Geschichte des Guts, über einzelne Gebäude und historische Stätten informieren. Auf den neu gestalteten und inhaltlich aktualisierten Schautafeln finden sich Hintergrundinformationen, die auch über QR- Codes abgerufen und ortsunabhängig gelesen werden können. Demnächst soll noch ein Audioguide entstehen und die Inhalte werden in leichte Sprache und ins Englische übersetzt. 18 DKB STIFTUNG · JAHRBUCH 2022 ZUKUNFT: GEMEINSAM MACHEN! 19